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Serie

Die Macht der Sprache: Wie Worte Gedanken und Gefühle prägen

Welchen Einfluss hat Sprache auf Weltbild, Emotionen und Verhalten von Menschen? In Teil 2 der Bonn-Institute-Webserie "Psychologie im Journalismus" stellen wir wichtige Erkenntnisse dazu vor - sowie Werkzeuge und Tipps für die journalistische Praxis.

Von Margarida Alpuim und Katja Ehrenberg

Ein Wesen hantiert mit Buchstaben

Einführung

"Irgendwie absurd": So beschrieb Josh Chin, Journalist beim Wall Street Journal, die Reaktion der Polizei auf die Proteste Ende 2022 in China, weil es "Bilder gab, auf denen die Polizei den Menschen leere Zettel aus den Händen riss" (1). Aufgrund der staatlichen Zensur beschlossen chinesische Bürgerinnen und Bürger, ihrer Empörung über die strengen COVID-19-Restriktionen und andere repressive Maßnahmen auf ungewöhnliche Weise Ausdruck zu verleihen - durch das vollständige Weglassen von Worten. Im Vox-Podcast "Today, Explained", in dem Chin zu Gast war, wurde diese Geste beschrieben als "das mächtigste Symbol ... ein Symbol, das buchstäblich nichts sagt - und gleichzeitig alles" (1).

Paul Watzlawick, der bekannte Kommunikationstheoretiker und Psychotherapeut, sagte: "Man kann nicht nicht kommunizieren" (2). Worte vermitteln eine Botschaft - durch ihre Bedeutung, aber auch durch die Art und Weise, wie sie präsentiert werden, zum Beispiel durch ihre Reihenfolge im Satz oder durch das Verwenden eines bestimmten Wortes statt eines ähnlichen Begriffs. Selbst wenn man nichts sagt, übermittelt man damit oft eine Botschaft. Aber wie sehr kann der eigene Sprachgebrauch, inklusive der eigenen Wortwahl, andere beeinflussen?

In diesem Artikel unserer Webserie "Psychologie im Journalismus" arbeiten wir einige wichtige Erkenntnisse dazu auf, wie Sprache die Weltanschauung, die Gefühle und das Verhalten von Menschen beeinflusst. Außerdem stellen wir praktische Hilfsmittel vor, die Euch dabei helfen können, dieses Wissen zu reflektieren und in der täglichen Praxis anzuwenden.

Sprache in der Welt

  • "Jede Sprache ist eine Art, die Welt zu verstehen und zu interpretieren", sagt Noam Chomsky, der Vater der modernen Linguistik (3).
  • Aktuell gibt es etwa 7.000 menschliche Sprachen. Einigen Schätzungen zufolge wird jedoch etwa die Hälfte davon in den nächsten hundert Jahren aussterben (4).
  • Chomsky sieht es so: "Jede Sprache trägt in sich den Schatz der Tradition als Geschichte, mündlicher Geschichte [...]. Und wir verlieren diese Schätze jedes Mal, wenn eine Sprache verschwindet" (3).

Wie beeinflusst die Sprache unser Denken und Verhalten? Einige relevante Erkenntnisse:

Warum ist die Sprache wichtig?

  • Die Sprache prägt jeden Menschen vom Tag seiner Geburt an.
  • Worte spiegeln wider, was man fühlt und denkt.
  • In dem Moment, in dem Menschen etwas sagen, gestalten sie bereits unweigerlich die Welt - erst recht im Fall von Journalistinnen und Journalisten, weil sie Gesellschaften einen Bezugsrahmen bieten, die Wirklichkeit zu interpretieren.
  • Ein Bewusstsein für die Macht der Sprache kann den Journalismus verbessern.

Die Beziehung zwischen Sprache und Denken wird schon seit langem erforscht. In den 1950er Jahren wurde in einem breit angelegten Forschungsprogramm die Hypothese aufgestellt, dass die Sprache das Denken der Menschen beeinflusst, eine Idee, die als linguistische Relativität bezeichnet wird. Einige Jahre später hat eine andere Gruppe von Forschenden (ebenfalls auf wissenschaftliche Daten gestützt) behauptet, dass es nicht möglich ist, endgültig festzustellen, dass die Sprache unsere Gedanken formt.

Heute werden beide Perspektiven von einflussreichen Personen wie der Kognitionswissenschaftlerin Lera Boroditsky und dem Kognitionspsychologen Steven Pinker vertreten (um mehr über diese Kontroverse zu erfahren, siehe 5). Auch wenn es keine absolute Antwort gibt, so ist doch unbestritten, dass Sprache zumindest in gewisser Weise das Denken beeinflusst.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass Sprache oft politisch instrumentalisiert wird, zum Beispiel durch das sogenannte "Framing". Framing bezieht sich auf Assoziationen und Interpretationen, die mit Konzepten einhergehen und so einen Rahmen für das weitergehende Verständnis setzen. Frames beschreiben oft eine Situation oder ein Problem, aber sie legen auch implizit eine mögliche Reaktion darauf nahe.

Das deutsche Wort "Flüchtlingswelle" ist ein Beispiel dafür. Es wurde unter anderem von 2015 an vielfach verwendet, um die Fluchtbewegungen zu beschreiben, die vor allem durch den eskalierenden Bürgerkrieg in Syrien entstanden sind. Der Begriff wurde von verschiedenen Parteien und Medien verwendet, oft ohne weitere Hintergedanken oder Motive. Das ändert aber nichts an der Wirkung eines solchen Begriffs, der als Frame vermutlich bei vielen Mediennutzenden die bildhafte Vorstellung von Menschenmassen hervorruft, die wie eine Welle heranrauschen. Eine Naturgewalt also, die man als bedrohlich empfindet und der man machtlos ausgeliefert ist. Was soll man angesichts einer solchen "Welle" tun? Für viele ist die Assoziation naheliegend: Dämme und Schutzmauern bauen.

Für Journalistinnen und Journalisten ist es wichtig, sich der Wirkung solcher Worte bewusst zu sein und genau zu überlegen, ob es nicht bessere - neutralere oder treffendere - Begriffe gibt. In diesem Fall wäre "Fluchtmigration" eine mögliche Alternative, einer Anregung der Neuen Deutschen Medienmacher folgend.

Emotionen und Sprache

Worte und Gefühle scheinen im Gehirn miteinander verbunden zu sein. Jedes Mal, wenn wir eine emotionale Erfahrung machen, sind auch die neuronalen Regionen beteiligt, die die Semantik von Wörtern verarbeiten (6).

Wenn Menschen zum Beispiel negative Emotionen in Worte fassen, regulieren sie ihre Gefühlslage und beruhigen sich. Dies ist in unserem Gehirn nachweisbar: Die Reaktivität in der Amygdala, die eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung emotionaler Reize und Reaktionen spielt, sinkt, sobald jemand negative emotionale Bilder benennt (7). Auch wenn die Wissenschaft noch nicht genau weiß, warum das verbale Benennen von Gefühlen eine beruhigende Wirkung hat, ist eine Möglichkeit, dass es Unsicherheit reduziert (8).

Der poetische Ratschlag in Shakespeares "Macbeth" ist so immerhin wissenschaftlich untermauert: "Gib dem Kummer Worte; der Kummer, der nicht spricht, flüstert dem gequälten Herzen zu und lässt es brechen." (Mit anderen Worten: Wenn Sie Ihren Kummer nicht in Worte fassen, wird dieses Schweigen Ihr leidendes Herz brechen) (9).

Andererseits kann das Zuordnen von Worten zu emotionalen Erfahrungen auch dazu führen, dass sich Bedeutungen subjektiv festschreiben (10). Wenn man in diesen Interpretationen stecken bleibt, wird es schwieriger, sie zu verändern, was besonders bei negativen Ereignissen von Nachteil ist.

  • Deshalb werden die Klientinnen und Klienten in Beratung und Therapie häufig ermutigt, ihre Gedanken und Gefühle neu zu formulieren, indem sie zum Beispiel sagen: "Das möchte ich noch lernen", statt: "Ich kann das nicht." Diese Strategie unterstützt so beispielsweise dabei, über geeignete, aktivere Bewältigungsstrategien nachzudenken, ohne aktuell noch vorhandene Schwierigkeiten oder Herausforderungen zu leugnen.
  • Ein treffendes Beispiel für Framing und seine Auswirkungen in Beziehungen ist die Aussage einer Ehefrau: "Mein Mann hilft mir im Haushalt." Wenn das Verb "helfen" in diesem Zusammenhang verwendet wird, sagt die Person zwischen den Zeilen sich selbst (und ihrem Partner), dass sie diejenige ist, die hauptsächlich die Hausarbeit erledigen sollte. Der Satz beinhaltet also implizite Annahmen über Geschlechterrollen und schreibt diese fest. Die gute Nachricht ist, dass auch hier eine andere Wortwahl zu einer positiven Veränderung in der Beziehung beitragen kann (wenn auch nicht zwangsläufig).

Eine Anmerkung noch zu Worten und unserer inneren Welt: Wenn Du einen Beitrag erstellst, in dem es um psychische Gesundheit geht, sei "spezifisch", wie die American Psychiatric Association empfiehlt (11). Es ist besser zu sagen: "Bei ihm wurde eine bipolare Störung diagnostiziert" als "Er war psychisch krank" (11). Die Verwendung präziser Begriffe hilft den Menschen, sich in der Geschichte repräsentiert zu fühlen und auch zu erkennen, welche Art von Hilfe sie gegebenenfalls brauchen. (Wichtiger Hinweis: Dies ist nicht damit zu verwechseln, die Identität von Personen auf dauerhaft stigmatisierende Labels zu reduzieren. Es ist stets passender zu sagen, jemand “hat eine bipolare Störung” als jemand “ist bipolar”).

Sprache und Verantwortung für Handlungen

Auch die Satzkonstruktion hat einen Einfluss auf den Eindruck, der entsteht. Wenn ein Brite oder eine Deutsche sieht, wie jemand eine Vase zerbricht, werden sie höchstwahrscheinlich sagen: "X hat die Vase zerbrochen", unabhängig davon, ob sie absichtlich oder aus Versehen zerbrochen wurde. In anderen Sprachen verwenden wir häufig einen so vagen Satz wie "die Vase ist zerbrochen", es sei denn, es liegt eine eindeutige Absicht vor (4). Das Portugiesische ist ein Beispiel dafür.

  • Unterschiedliche Grammatiken können zu unterschiedlichen Darstellungen von Ereignissen führen - und damit zu unterschiedlichen Konsequenzen. Wie Borodistky in einer ihrer Studien formuliert: "Subtile Unterschiede in den sprachlichen Beschreibungen können die Art und Weise verändern, wie Menschen das Geschehene konstruieren, Schuld zuweisen und Strafen verhängen" (12).
  • Bei diesem Beispiel geht es jedoch nicht nur um Grammatik, sondern auch um kulturelle Unterschiede. In einigen Fällen, wie etwa im Deutschen, ist es selten, dass in einem Satz wie dem obigen ein Subjekt fehlt. In anderen Sprachen ist es jedoch denkbar, dass manche Dinge geschehen, ohne dass jemand auf sie einwirkt, was zu einer geringeren kulturellen Wahrnehmung von Verantwortlichkeit führen kann.

Der Einfluss von Grammatik auf die Wahrnehmung von Ereignissen kann auch problematische gesellschaftliche Missverständnisse aufrechterhalten. In einem Instagram-Post über die Rolle der Medien bei der Unterbindung der “rape culture” schlagen die Vereinten Nationen vor, dass Titel wie "Frau nach 12 Gläsern Wein in der Wohnung eines Mannes vergewaltigt" durch "Mann vergewaltigt Frau in seiner Wohnung" ersetzt werden sollten.

Bei der Formulierung einer Schlagzeile ist es wichtig zu prüfen, wem die Verantwortung zugeschrieben wird und ob diese Zuschreibung angemessen ist.

Grammatikalisches Geschlecht

Wenn wir einem Objekt ein anderes grammatikalisches Geschlecht zuordnen, ändert sich unsere Wahrnehmung.
Im Deutschen ist "Brücke" ein feminines Nomen, im Spanischen ist es maskulin. Wenn sie im Rahmen einer Studie gebeten werden, eine Brücke zu beschreiben, verwendeten deutschsprachige Teilnehmende Adjektive wie "elegant", "zerbrechlich" und "hübsch", während spanischsprachige Personen für die selbe Brücke Adjektive wie "groß", "stark" und "robust" wählten - und das, obwohl die Studie in englischer Sprache durchgeführt wurde, in der "bridge" kein grammatikalisches Geschlecht aufweist (13). Wie Boroditsky in ihrem Beitrag über sprachliche Relativität feststellt, "scheint es, dass selbst ein kleiner Zufall in der Grammatik (die scheinbar willkürliche Zuordnung eines maskulinen oder femininen Artikels zu einem Substantiv) sich darauf auswirken kann, wie Menschen über Dinge in der Welt denken" (13).

Um der Tendenz zur standardmäßigen männlichen Dominanz in der Sprache und ihren Folgen entgegenzuwirken, hat Schweden 2015 offiziell ein neues geschlechtsneutrales Pronomen eingeführt - "hen" (auf Schwedisch ist "sie" "hon" und "er" "han").

  • Vier Jahre später, im Jahr 2019, schien die Verwendung dieses geschlechtsneutralen Pronomens "den mentalen Bias” hin zum Männlichen als Standard abgeschwächt zu haben. Wenn sie gebeten wurden, ein Strichmännchen zu beschreiben, das einen Hund spazieren führt, war es für Personen, die geschlechtsneutrale Pronomen verwendeten, "weniger wahrscheinlich, dass sie der Figur einen männlichen Namen zuwiesen" (14).
  • Dennoch gibt es Leute, die die Verwendung von "hen" weiterhin sehr kritisch sehen. Einige der Argumente gegen die Initiative waren im Rahmen einer Studie: Es gebe bereits ein geschlechtsneutrales Wort ("Person"); es gebe nur zwei Geschlechter; diese Initiativen behindere die Meinungsfreiheit; und die Menschen würden "an der Verwendung des Wortes "hen" hängen bleiben" und schließlich von der Botschaft abgelenkt werden (15).

Andere Studien stützen die Idee, dass Mädchen eher glauben, dass sie beispielsweise Ingenieurinnen sein können, wenn geschlechtsneutrale Sprache oder sowohl männliche als auch weibliche Formen verwendet werden (16). Es scheint also, dass "der Sprachgebrauch von Lehrkräften, Eltern oder den Medien" die "geschlechtsspezifischen Stereotypen von Kindern über Berufe" teilweise prägen kann (17).

Journalismus ist ein besonders kritisches Feld, wenn es um geschlechtsspezifische Sprachentscheidungen geht, die sich sowohl auf den Textfluss als auch auf die teils hitzigen Meinungen des Publikums über die Nachrichtenmedien auswirken. Mehr Wissen darüber, wie sich die Verwendung geschlechtersensibler Sprache auf die Wahrnehmung der Realität und die Handlungen von Menschen auswirkt, kann Journalistinnen und Journalisten helfen, fundiertere Entscheidungen in der Redaktion zu treffen.

Über Lösungen nachdenken

Die Änderung eines Begriffs in einem Nachrichtenbeitrag kann zu verschiedenen Lösungen führen.
Stell Dir folgende Situation vor: In einer Stadt steigt die Kriminalitätsrate, und die Entscheidungsträger müssen auf das Problem reagieren. Ein Journalist berichtet über das Thema und überlegt, ob er das Wort "Bestie" oder "Virus" als Metapher für Kriminalität in seinem Artikel verwenden soll. Kann die Wortwahl beeinflussen, wie das Publikum mögliche Herangehensweisen bewertet?

Die Antwort scheint “ja” zu sein. Die Änderung dieses einzigen Wortes führte dazu, dass die Teilnehmenden einer Befragung jeweils unterschiedliche Maßnahmen für angemessen hielten (18). Sie befürworteten ein entschlosseneres polizeiliches Durchgreifen, wenn die Kriminalität als "Bestie" beschrieben wurde (71 %) statt als "Virus" (54 %). Im Gegensatz dazu schlugen sie eher vor, die Ursachen des Problems zu untersuchen und soziale Reformen einzuleiten, wenn der Artikel den Begriff "Virus" verwendete (18).

Auch wenn Sprache die Gefühle, Gedanken und beabsichtigten Handlungen der Menschen beeinflusst, ist dies kein deterministisches Phänomen. Sich dieser Prozesse bewusst zu sein, gibt keine kategorischen Anweisungen, wie man mit anderen kommunizieren sollte, aber es hilft definitiv, zielgerichteter und konstruktiver zu sein.

Tools und Tipps

Wie nennt man es? Achte auf die genauen Begriffe, mit denen Du etwas beschreibst, denn sie machen einen großen Unterschied.

  • Wenn Menschen auf der Straße ihre Meinung zur Regierungspolitik zum Ausdruck bringen, ist das dann eine "Demonstration", ein "Protestmarsch", eine "Bewegung", ein "Aufruhr", "Unruhen"...? Was ist, wenn es sich um eine Veranstaltung mit jungen Menschen handelt, die sich für mehr Klimabewusstsein einsetzen? Sind sie "Studierende", "Kinder", “Aktivisten” oder sogar "Klima-Terroristen", wie manche zuletzt auch genannt wurden? Solche Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, sich die konkrete Bedeutung verschiedener Wörter und Bezeichnungen sowie die dadurch geweckten Assoziationen im journalistischen Alltag immer wieder bewusst zu machen und abzuwägen.
  • Das Gleiche gilt für andere Begriffe oder Verben: Plant ein Unternehmen "umzustrukturieren", "Arbeitsplätze abzubauen" oder "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlassen"?

Euphemismen verschleiern manchmal die wahre Bedeutung von Ereignissen und erschweren eine akkurate Bewertung der Fakten.

In seinem dystopischen Buch "1984" erfand George Orwell "Newspeak", eine neue Sprache (im Gegensatz zu "Oldspeak"), die bestimmte Wörter eliminierte oder ihre Bedeutung einschränkte, so dass es unmöglich war, kritisch zu denken. Mit dem 1949 erschienenen Roman wollte Orwell darauf hinweisen, dass unsere Realität umso kleiner wird, je weniger Worte wir haben, um sie zu beschreiben (19).

Prüfe, wen Du durch die Art der Beschreibung als verantwortlich darstellst:

  • Wer ist das Subjekt der Handlung in der Schlagzeile oder im Beitrag? Wer Objekt?
  • Auf welche Ereignisse, Aussagen oder Handlungen konzentrierst Du Dich?

Achte auf die Verwendung von "aber", "obwohl" und anderen Konjunktionen, die einen Kontrast oder Konflikt implizieren.
Es kann manchmal irreführend sein, Konjunktionen zu verwenden, die einen Kontrast implizieren, um zwei Ideen zu verbinden. Sie vermitteln den Eindruck eines Gegensatzes oder Konflikts, auch wenn es sich nur um ein natürliches Nebeneinander von Umständen handelt.

  • Manchmal werten sie den ersten Teil des Satzes ab: "Sie brach ihren persönlichen Rekord, aber es reichte nicht, um das Rennen zu gewinnen."
  • Überlege, ob die beiden Ideen überhaupt zusammenpassen müssen.
  • Je nachdem, wie sie verwendet werden, können Konjunktionen ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit hervorrufen: "Obwohl die Regierungen lokale Lösungen entwickeln, bedroht der Klimawandel die Bevölkerung ernsthaft."
  • Versuche, den Satz umzudrehen, um Raum für Lösungswege zu schaffen: "Der Klimawandel bedroht die Bevölkerung ernsthaft, aber die Regierungen entwickeln lokale Lösungen".

Vermeide die Verwendung von Floskeln, Klischees und Gemeinplätzen. Sie nutzen sich ab und werden wertlos, wenn die Menschen ihnen irgendwann keine Bedeutung mehr beimessen.

  • Betrachte folgende Beispiele: "Sie haben einen schweren Stand" oder “Das ist ein Kinderspiel für mich". Wie würdest Du das Gleiche mit Deinen eigenen Worten sagen? Probier‘ es aus. Du kannst Dein Publikum effektiver erreichen.

Die vorgestellten Aspekte zeigen: Sprache ist ein besonders mächtiges Werkzeug für Journalistinnen und Journalisten. Worte können große Wirkung entfalten, aber auch das Schweigen - und das sollte trotz all der Macht der Worte nicht vergessen werden. Im richtigen Moment still sein, reflektieren oder einfach nur zuhören: Auch das kann dazu beitragen, den Journalismus zu verbessern.

Literaturverzeichnis

  1. Rameswaram, S. (Host). (2022, December 1). China’s biggest protests since Tiananmen Square [Audio podcast episode]. In Today, Explained. Vox. https://open.spotify.com/episode/1mS2UoFhaGs5IGl3vcFNKc?si=258c4de997914ad0
  2. Watzlawick, P., Beavin, J. H., & Jackson, D. D. (2007). Pragmática da Comunicação Humana: Um Estudo dos Padrões, Patologias e Paradoxos de Interação (16.ª Ed.). [Pragmatics of Human Communication. A Study of Interactional Patterns, Pathologies and Paradoxes.] São Paulo: Cultrix.
  3. Talks at Google. (2014, April 9). Understanding Linguistics | Noam Chomsky [Video]. YouTube. https://youtu.be/Y3PwG4UoJ0Y
  4. Boroditsky, L. (2017). How language shapes the way we think [Video]. TED Conferences. https://www.ted.com/talks/lera_boroditsky_how_language_shapes_the_way_we_think
  5. Gentner, D., & Goldin-Meadow, S. (Eds.). Language in Mind: Advances in the Study of Language and Thought. Massachusetts Institute of Technology Press.
  6. SatPute, A. B., & Lindquist, K. A. (2021). At the Neural Intersection Between Language and Emotion. Affective Science, 2(2), 207-220.
  7. Lieberman, M. D., Eisenberger, N. I., Crockett, M. J., Tom, S. M., Pfeifer, J. H., & Way, J. H. (2007). Putting feelings into words: affect labeling disrupts amygdala activity in response to affective stimuli. Psychological Science, 18(5), 421-428.
  8. Lindquist, K. A., SatPute, A. B., & Gendron, M. (2015). Does language do more than communicate emotion? Current Directions in Psychological Science, 24(2), 99-108.
  9. Shakespeare, W. (2015). Macbeth. Penguin Classics. (Original work published 1623)
  10. Nook, E. C., Satpute, A. B., & Ochsner, K. N. (2021). Emotion Naming Impedes Both Cognitive Reappraisal and Mindful Acceptance Strategies of Emotion Regulation. Affective Science, 2(2), 187-198.
  11. American Psychiatric Association (n.d.). Words Matter: Reporting on Mental Health Conditions. Available at https://www.psychiatry.org/news-room/reporting-on-mental-health-conditions
  12. Fausey, C. M., & Boroditsky, L. (2010). Subtle linguistic cues influence perceived blame and financial liability. Psychonomic Bulletin & Review, 10(5), 644-650.
  13. Boroditsky, L. (2006). Linguistic Relativity. In Encyclopedia of Cognitive Science. John Wiley & Sons, Ltd. Available at http://lera.ucsd.edu/papers/linguistic-relativity.pdf
  14. Tavits, M., & Pérez, E. O. (2019). Language influences mass opinion toward gender and LGBT equality. PNAS, 116(34), 16781–16786.
  15. Vergoossen, H. P., Renström, E. A., Lindqvist, A., & Sendén, M. G. (2020). Four Dimensions of Criticism Against Gender-Fair Language. Sex Roles, 83, 328–337.
  16. Vervecken, D., & Hannover, B. (2015). Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children’s perceptions of job status, job difficulty, and vocational self-efficacy. Social Psychology, 46(2), 76-92.
  17. Vervecken, D., Hannover, B., & Wolter, I. (2013). Changing (S)expectations: How gender fair job descriptions impact children's perceptions and interest regarding traditionally male occupations. Journal of Vocational Behavior, 82(3), 208-220. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0001879113000304
  18. Thibodeau, P. H., & Boroditsky, L. (2011). Metaphors We Think With: The Role of Metaphor in Reasoning. PLoS ONE, 6(2), e16782.
  19. Orwell, G. (2013). Nineteen Eighty-Four. Penguin Books. (Original work published 1949)

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