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KI konstruktiv einsetzen

Wie können Sprachmodelle helfen, die eigene Berichterstattung besser zu machen? Ein Blick auf konstruktives Prompt-Engineering und Prompts, die dabei helfen, mehr Perspektiven, Lösungen und konstruktive Interviewfragen zu finden.

Abstrakte Grafik

„Wir sind Wired und möchten bei der Entwicklung neuer Technologien ganz vorne mit dabei sein, aber auch ethisch und mit der gebotenen Umsicht vorgehen“, schreibt die Redaktion des Technikmagazins über ihren Umgang mit generativer KI im journalistischen Alltag. Um diesen Standards gerecht zu werden, hat sie sich Grundregeln gegeben. Darin heißt es nicht nur: „Wir publizieren keine Geschichten, die KI-generierten Text enthalten“, sondern auch: „Wir publizieren auch keine Texte, die von KI bearbeitet wurden“ (Wired 2023). Neben dem Verweis auf mögliche Fehler argumentiert die Redaktion damit, dass die redaktionelle Bearbeitung eben immer auch eine Beurteilung darüber ist, was das Wichtigste, Originellste oder Unterhaltsamste an einem Beitrag ist. Eine Beurteilung, die sie nicht an eine Maschine auslagern möchte.

Damit trifft die Redaktion den Nerv der Zeit. Wie der Reuters Digital  
News Report 2024 zeigt, fühlen sich rund die Hälfte der in verschiedenen Ländern befragten Menschen unwohl bei der Vorstellung, dass Inhalte überwiegend von KI generiert und von Menschen nur überwacht werden. Ein weiteres Viertel hat sich noch keine klare Meinung gebildet. Die qualitative Forschung zu KI im Rahmen dieser Erhebung lege zudem nahe, dass „Vertrauen in Zukunft ein zentrales Thema sein wird“ (Newman et al. 2024, S.20).

Vertrauen aufzubauen, braucht viel Zeit. Verspielt ist es hingegen schnell. Derzeit sind laut dem Reuters Digital News Report weniger als die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass man dem Großteil der Nachrichten meist vertrauen könne (ebd.). Die Redaktion von Wired hat also gute Gründe für ihr zurückhaltendes Vorgehen. Doch wofür nutzt Wired dann KI? Zum Beispiel, um Ideen für Beiträge zu finden. KI soll also nicht grundlegende journalistische Arbeit verrichten, sondern dabei helfen, journalistische Arbeit besser zu machen. Auf den folgenden Seiten haben wir Ideen zusammengetragen, die sehr konkret zeigen, wie das im Redaktionsalltag gelingen kann.  

Konstruktives Prompt-Engineering

Mit der Veröffentlichung von ChatGPT für die Allgemeinheit hat eine  
neue Wortgruppe Eingang in die deutsche Sprache gefunden:  
Prompt, Prompting, Prompt-Engineering. Diese Bezeichnungen sind Ent­­leh­­nungen aus dem Englischen. Sie gehen zurück auf das eng­lisch­sprachige Verb „to prompt“. Übersetzt heißt es so viel wie: „auf­fordern“, „veranlassen“ oder „Anlass für etwas sein“. Der Text, den wir bei ChatGPT, Copilot oder Gemini in das dafür vorgesehene Feld ein­geben, heißt davon abgeleitet „Prompt“. Mit ihm veranlassen wir das KI-System etwas zu tun.  

Die Fähigkeit, die richtigen Eingaben im dafür vorgesehen Eingabefeld zu machen, nennt man Prompt-Engineering. Die Frage, ob ein Chatbot etwas „kann“, hängt dabei von zwei zentralen Faktoren ab. Zum einen davon, ob man es überhaupt verlangen kann. Und zum anderen davon, wie gut der Prompt ist. Doch was macht einen guten Prompt aus? 

Grenzen: Was KI nicht können kann

Künstliche Intelligenz berechnet statistische Wahrscheinlichkeiten, sie orientiert sich nicht an der Wahrheit oder der Wirklichkeit. Das ist auch der Grund, warum generative KI-Anwendungen halluzinieren. Halluzinieren bedeutet, dass sie Antworten geben, die zwar sinnvoll oder passend klingen, faktisch aber nachweislich falsch sind. Seine Antwort liefert das System nämlich nicht, weil es etwas „weiß“, sondern weil der Textoutput mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit die passendste Antwort auf unsere Eingabe ist. KI-Anwendungen haben also weder ein „Verständnis“ noch einen Bezug dazu, was richtig oder falsch, wahr oder unwahr ist.  

Weil Halluzinationen keine Randerscheinungen sind, sondern eine logische Folge der Art und Weise, wie KI-Anwendungen funktionieren, sind Sprachmodelle derzeit nicht geeignet, eigenständig journalis­tische Texte zu produzieren, die veröffentlicht werden sollen. Dass KI gute journalistische Texte ersetzt, sehen wir daher nicht als den naheliegendsten, sondern vielmehr als den abwegigsten Anwen­dungs­fall. Dennoch kann KI als Werkzeug in vielerlei Hinsicht im journalistischen Alltag nützlich sein und unsere Berichterstattung besser machen.

Grundlagen: Elemente eines guten Prompts

Grundgerüst eines Prompts 

Damit das Prompting gut klappt, sollte man einige Grundregeln beachten. Dazu bietet es sich an, ein Grundgerüst zu nutzen, das man je nach Aufgabe und gewünschtem Ergebnis anpasst. Es setzt sich zusammen aus einer Rolle, einer Aufgabe, Kriterien für die gewünschte Antwort, dem Ziel des Prompts und dem gewünschten Ausgabeformat.

Rolle
Angenommen, die KI wäre eine Person. Wie würde sie sprechen? Wie würde sie Informationen weitergeben? Das ist die Rolle des KI-Modells, und sie sollte die Prompts formen.

Du bist Journalistin oder Journalist bei einem Online-Medium und schreibst regelmäßig konstruktive Artikel zu politischen und gesellschaftlichen Themen

Aufgabe
Welches Problem/welche Aufgabenstellung soll das KI-Tool lösen? Hier sollte möglichst genau beschrieben werden, was die KI machen soll.

Fasse zusammen, wie verschiedene Personen und Personengruppen zu [Thema] stehen. Erläutere deren Meinungen und Überzeugungen. Nutze dabei auch betroffene Personen aus Minderheitengruppen.

Kriterien
Was soll eine gute Antwort bieten? Vor allem Genauigkeit, eher Kreativität oder etwas anderes? Gut definierte Kriterien für die gewünschte Antwort sind ein wichtiger Teil des Prompts. 

Deine Übersicht sollte alle relevanten Personengruppen einbeziehen: Politiker, Einwohner, Aktivisten, betroffene Minderheiten, und so weiter und dabei alle Geschlechter und ihre Perspektiven berücksichtigen.

Ziel
Wie lässt sich das Ziel des Prompts definieren? Je klarer das übergeordnete Ziel der Aufgabe formuliert wird, desto effektiver ist der Prompt.

Ziel ist es mit den gesammelten Informationen Interviewpartnerinnen und Interviewpartner zu suchen und einen journalistischen Artikel zu erstellen.

Format
In welchem Format soll die Maschine die Antwort liefern? Als Liste, ausformulierten Absatz, Gespräch? Dies sollte im Prompt spezifiziert werden.

Erstelle eine Tabelle mit den verschiedenen Personengruppen und deren Meinungen und Überzeugungen.

Detailtiefe
Wichtig ist zudem die Detailtiefe des Prompts: Ist er zu allgemein, interpretiert das System die Eingabe möglicherweise völlig anders als gedacht. Liefert er dagegen zu viele Details, werden die möglichen Antworten zu sehr eingeschränkt, so dass sie eventuell nicht mehr nützlich sind. Hier gilt es, die richtige Balance zwischen zu vielen und zu wenigen Details zu finden. Als Daumenregel gilt: so kurz wie möglich, so spezifisch wie nötig. 

Refinement

Wer diese Elemente eines guten Prompts kennt, wird in der Lage sein, beste Ergebnisse aus der KI herauszukitzeln. Dennoch kann es immer mal wieder vorkommen, dass man mit der Antwort der KI nicht zu 100 Prozent zufrieden ist. Dann beginnt das „Refinement“, also das Nachjustieren. So, als würde ich mit einem Menschen über eine erbrachte Aufgabe reden, kann man auch der KI Feedback zum Ergebnis geben.

Konstruktives Feedback geben
Der [dritte Vorschlag] gefällt mir grundsätzlich sehr gut. Bitte formuliere ihn ausführlicher. 

Variationen der Antwort erfragen
Das Ergebnis gefällt mir schon gut. Allerdings würde ich gern weitere betroffene Minderheiten abbilden. Kannst du bitte weitere hinzufügen?

Um Ergänzungen und Erweiterungen bitten
Kannst du in deiner Tabelle bitte eine weitere Spalte hinzufügen, in der du begründest, wie die Meinungen und Überzeugungen der Personengruppen zustande kommen?

Hier der komplette Prompt:

800 Zeichen

Du bist Journalistin oder Journalist bei einem Online-Medium und schreibst regelmäßig konstruktive Artikel zu politischen und gesellschaftlichen Themen.

Fasse zusammen, wie verschiedene Personen und Personengruppen zu [Thema] stehen. Erläutere deren Meinungen und Überzeugungen. Nutze dabei auch betroffene Personen aus Minderheitengruppen.

Deine Übersicht sollte alle relevanten Personengruppen einbeziehen: Politiker, Einwohner, Aktivisten, betroffene Minderheiten, und so weiter und dabei alle Geschlechter und ihre Perspektiven berücksichtigen.

Ziel ist es mit den gesammelten Informationen Interviewpartnerinnen und Interviewpartner zu suchen und einen journalistischen Artikel zu erstellen.

Erstelle eine Tabelle mit den verschiedenen Personengruppen und deren Meinungen und Überzeugungen.

Gendern in Prompts

Bei der Rollenzuschreibung der KI und auch in anderen Fällen kann die Frage aufkommen, ob man in Prompts gendern sollte. Wie wir gelernt haben, ist es von zentraler Bedeutung, dass Prompts so prä­zise wie möglich formuliert sind, um sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Gendern birgt daher das Risiko, KI zu verwirren. Vor allem, wenn bei mehreren Begriffen nacheinander sowohl die weibliche als auch die männliche Form genannt wird wie zum Beispiel in diesem Prompt:

Prompt

182 Zeichen

Liste die Perspektiven folgender Personengruppen zu [Thema] auf: Politikerinnen und Politiker, Einwohnerinnen und Einwohner, Aktivistinnen und Aktivisten und betroffene Minderheiten.

Dies könnte die KI dazu bringen, sich zu sehr mit den Geschlechtern auseinanderzusetzen, anstatt die eigentliche Aufgabe zu lösen. Offi­­zielle Auswertung zu dieser Frage gibt es bislang zwar nicht. Den­noch empfehlen wir, solche Prompts zu vermeiden. Es gibt dazu ver­schie­dene Alternativen. Wahrscheinlich verwirrt das Gendern mit Stern oder Doppelpunkt – zum Beispiel: „Ein­woh­ner:innen“ – die KI weniger als verschiedene parallele Nennungen. Am präzi­ses­ten und damit am sichersten ist jedoch die Verwen­dung einer klaren Angabe, also entweder „Du bist Journalist“ oder „Du bist Journalistin“.

Für die Prompts, die wir im Konstruktiven KI-Kompass vorstellen, haben wir uns für die Nennung eines einzelnen Geschlechts ent­schie­den. Allerdings haben wir weder ausschließlich männliche oder weibliche Formulierungen gewählt, sondern beide Formen in unregel­mäßiger Reihenfolge abwechselnd genutzt. Wenn es uns vom Kontext her sinnvoller erschien, um die KI nicht auf ein Geschlecht festzulegen, haben wir sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise verwendet.

Prompting für Fortgeschrittene

Neben einem gut konstruierten Prompt-Gerüst gibt es weitere Fakto­ren, die die Qualität und Relevanz der Antworten einer KI beein­flus­sen können: die Parameter. Diese Einstellungen ermöglichen es, den Schreibstil der KI-Antworten gezielt zu steuern. Während diese Parameter besonders bei ChatGPT prominent sind, können sie in abgewandelter Form auch bei anderen textbasierten KI-Tools genutzt werden. Angewendet werden Parameter, indem man sie einfach als Kurzbefehl an den Prompt anhängt. Allgemein sieht das dann zum Beispiel so aus: [Parameter]=[0.2]. Um Probleme zu vermeiden, sollten für die Zahlen die englischen Schreibweisen gewählt werden: mit Punkt, statt mit Komma. Im Folgenden stellen wir zwei Parameter vor, die für die journalistische Nutzung von KI-Modellen relevant sind und die Ergebnisse auf interessante Art und Weise beeinflussen können.

Temperatur

Soll das Ergebnis eher sachlich sein oder vielmehr originell? Der Para­meter „Temperatur“ spielt eine wichtige Rolle bei der Generie­rung von Antworten durch KI-Tools. Er beeinflusst, wie konservativ, sachlich oder kreativ die Antworten ausfallen. Da jede Antwort der KI eine Wahrscheinlichkeitsrechnung ist, definiert die Temperatur, ob das Tool eher wahrscheinliche oder unwahrscheinliche Antworten wählen wird.

Die Temperatur wird durch den Wert X in der Anfrage „temperature = X“ festgelegt, wobei X zwischen 0 und 1 liegt. Durch Experi­men­tieren mit verschiedenen Temperaturwerten kann das opti­male Gleich­ge­­wicht zwischen Kreativität und trockenen Antworten gefunden werden. 

Ist der Wert der Temperatur niedrig eingestellt – also zum Beispiel auf 0.2 –, generiert das KI-Tool konservative Antworten. Es bevor­zugt dann bekannte Phrasen und formuliert Sätze in einem eher förm­lichen Stil. Für Medienschaffende könnte dies nützlich sein, wenn es darum geht, klare und präzise Recherchehilfen zu generieren. 

Ein hoher Wert der Temperatur – also zum Beispiel 0.9 – gibt der KI das Signal, dass die Antworten kreativer und experimenteller sein sollen. Die Ergebnisse werden dadurch origineller, zugleich aber auch unvorhersehbarer. Medienschaffende könnten diese Einstellung nutzen, um kreative Ideen zu entwickeln.

Diversity Penalty 

Ein weiterer wichtiger Parameter, der einen Effekt auf die Qualität der generierten Antworten hat, ist „Diversity Penalty“. Mit diesem Parameter kann die Diversität, also die Vielfalt, der verwendeten Wörter in der Antwort eingestellt werden. Dies geschieht, indem Einfluss genommen wird auf die Wiederholung gleicher Wörter. Bei einer höheren Einstellung bestraft der Parameter Tokens (Wörter oder Zeichen), die bereits in der Antwort verwendet wurden. Das sorgt im Ergebnis für vielfältigere und abwechslungsreichere Ergebnisse.  

Der Wertebereich für Diversity Penalty liegt zwischen 0 und 2. Ein höherer Wert führt zu vielfältigeren Antworten. Je kreativer der Artikel ausfallen soll, desto höher sollte der Wert für den Parameter der Diversity Penalty eingestellt sein. 

Wie bei der Temperatur wird auch hier ein Wert X gewählt und im Prompt angegeben: „diversity_penalty=X“ 

Diversity Penalty ist vor allem bei längeren Texten interessant. Aber auch bei kurzen Texten lassen sich Unterschiede in der Antwort erkennen.  

Angenommen die KI soll erklären, was konstruktiver Journalismus ist. Bei einem niedrigen Wert wie 0.2 neigt das KI-Tool dazu, die gleichen Wörter oder Phrasen häufiger zu wiederholen, der höhere Wert schafft mehr Abwechslung.

Prompt-Beispiel 1: 
Erkläre mir in zwei Sätzen, was konstruktiver Journalismus ist. "diversity_penalty=0.2"

Antwort:
Konstruktiver Journalismus ist ein Ansatz im Journalismus, der sich darauf konzentriert, nicht nur über Probleme und Konflikte zu berichten, sondern auch über Lösungen und positive Entwicklungen. Ziel ist es, ein ausgewogenes Bild zu vermitteln, das zur informierten Meinungsbildung und positiven gesellschaftlichen Veränderungen beiträgt.

Prompt-Beispiel 2:
Erkläre mir in zwei Sätzen, was konstruktiver Journalismus ist. "diversity_penalty=0.9"

Antwort:
Konstruktiver Journalismus konzentriert sich darauf, neben Problemen auch Lösungen und positive Entwicklungen zu berichten, um ein umfassenderes Bild der Realität zu vermitteln. Dieser Ansatz zielt darauf ab, das Publikum zu informieren, zu inspirieren und zu befähigen, indem er Wege zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen aufzeigt.

Prompts für konstruktive Themenideen

Der konstruktive Journalismus zeigt nicht nur Probleme auf, son­dern recherchiert auch Lösungsansätze und leistet damit einen wichti­gen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte. Eine zentrale Her­aus­for­de­rung besteht darin, Ideen für eine konstruktive Bericht­erstat­tung zu finden. Wie können Medienschaffende Themen und Ansätze identi­fizieren, die konstruktiv und relevant für ihre Ziel­gruppe sind? Hier stellen wir Schritte und Methoden vor, um kons­truktive Themenideen zu entwickeln.

Themenwahl

Ein erster Schritt bei der Ideenfindung ist die Auswahl eines Themen­bereichs. Es kann inspirierend sein, zunächst komplett offen nach möglichen konstruktiven Themen zu fragen:

Prompt:

148 Zeichen

Ich suche nach Themen, die sich für konstruktiven Journalismus eignen. Nenne mir zehn mögliche Oberthemen, die ich als Journalistin umsetzen könnte.

Sollte der Themenbereich schon feststehen, sollte diese Information unbedingt mit der KI geteilt werden. Dann kann die Suche nach konkreten Themenideen bereits eine Ebene tiefer beginnen.

Steht beispielsweise der Bereich Umwelt- und Klimaschutz im Fokus, könnte ein Prompt so aussehen:

Prompt:

212 Zeichen

Ich suche nach Themen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz, die sich für konstruktiven Journalismus eignen. Nenne mir zehn mögliche Themen innerhalb dieses Themenkomplexes, die ich als Journalistin umsetzen könnte.

Themenidee vertiefen

Sobald ein Thema ausgewählt ist, gilt es, spezifische Aspekte zu identifizieren, die besonders interessant und relevant für eine kons­truktive Berichterstattung sind. Dabei stehen vor allem Lösungs­ansätze, Perspektivenvielfalt und konstruktiver Dialog im Zentrum.

Medienschaffende können so tiefer in das Thema einsteigen, zusätzliche Informationen sammeln und die weitere Richtung der Recherche und Berichterstattung identifizieren. Diese Einblicke ermöglichen es, die Berichterstattung bewusst auf ausgewählte Aspekte auszurichten.

Sobald das Thema feststeht und in einem ersten Schritt vertieft wurde, kann im Detail beleuchtet werden, wie eine konstruktive Umsetzung aussehen könnte. Dafür ist es wichtig, möglichst viele Perspektiven und Sichtweisen abzubilden. Das nächste Kapitel gibt dazu eine Anleitung.

Prompt:

172 Zeichen

Welche spezifischen Aspekte könnte ich bei der konstruktiven Berichterstattung über [Thema] hervorheben, um verschiedene Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten darzustellen?

Prompts für mehr Perspektivenreichtum

Im konstruktiven Journalismus geht es auch darum, das Wohl der Gesellschaft und die Bedürfnisse der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Doch nicht zu allen Gruppen in unserer Gesellschaft haben Medienschaffende unmittelbar Zugang. Mit Hilfe von KI können sie sich diesen Gruppen aber annähern und sich ein wenig in sie hinein­versetzen. Fragen an die KI-Anwendung diesbezüglich können sein: Wie schaut eine bestimmte Gruppe auf das Thema? Was ist den Men­schen in dieser Gruppe besonders wichtig? Welche Fragen haben sie?

Andere Sichtweisen kennenlernen 

Beim Prompting für mehr Perspektivenreichtum bedeutet dies, dass die KI verschiedene Rollen annimmt, je nachdem, welche Perspektive beleuchtet werden soll. Die KI könnte zum Beispiel gebeten werden, die Rolle einer Politikerin, eines Aktivisten, der Angehörigen einer Minderheit oder einer Person aus einer bestimmten Altersgruppe einzunehmen, deren Ansichten zu einem Thema interessieren. Mit den Antworten ist es dann möglich, sich unbekannten Sichtweisen anzu­nähern, sie besser zu verstehen und ihre Perspektiven gegebenen­falls sinnvoll in die Berichterstattung einzubeziehen.

Ein Prompt, der dabei hilft, könnte zum Beispiel so aussehen:

Prompt:

103 Zeichen

Versetze dich in die Rolle von [Person/Gruppe]. Erläutere deren Meinungen und Überzeugungen zu [Thema].

Vielfalt abbilden

Ein Prompt für mehr Perspektivenreichtum kann aber auch komplexer formuliert sein. Zum Beispiel, indem die KI dazu aufgefordert wird, alle Stimmen – auch jene, die oft überhört werden – zu Wort kommen zu lassen. Dies garantiert eine Vielfalt an Perspektiven.

Prompt:

133 Zeichen

Welche verschiedenen Gruppen/Gemeinschaften sind von [Thema] betroffen, und wie unterscheiden sich ihre Perspektiven und Erfahrungen?

In einem nächsten Schritt kann man dann ins Detail gehen. 

Optimalerweise ist dieser Prompt in zwei Schritten formuliert. Andernfalls kann es vorkommen, dass bestimmte Aufgaben nicht ausgeführt werden. 

Prompt

320 Zeichen

Versetze dich in die Rolle von [Person A, Person B, … ]. Sammle und erkläre deren unterschiedlichen Perspektiven, Meinungen und Erfahrungen zu [Thema]. Liste anschließend Minderheitengruppen, die von [Thema] betroffen sind. Erkläre dann, welche Meinungen und Erfahrungen Minderheitengruppen in Bezug auf das Thema haben.

Blinde Flecken beleuchten 

Perspektivenreichtum bedeutet auch, tief in die vielschichtigen Ur­sachen eines Konflikts und die Aspekte eines Themas einzu­tau­chen, um ein vollständigeres Bild zu zeichnen. Es geht darum, über das Offen­sichtliche hinaus, Fragen zu stellen und Bereiche zu erkun­den, die von sozialen und ökonomischen Bedingungen bis hin zu kultu­rellen und politischen Faktoren reichen.  

Medienschaffende sollen dabei sowohl die gängigen Erklärungen als auch die weniger beachteten Perspektiven berücksichtigen, um die Vielzahl an Stimmen und die Komplexität der Realität wider­zuspiegeln, ohne in die Falle der falschen Ausgewogenheit zu tappen. Als falsche Ausgewogenheit („false balance“) wird eine mediale Verzerrung beschrieben, bei der – zum Beispiel aus dem Bestreben ein Thema von allen Seiten zu beleuchten – zweifel­haften Positionen Legitimität verliehen wird oder einer Minderheiten­meinung unver­hält­nismäßig viel Raum gegeben wird.

Ziel des konstruktiven Journalismus hingegen ist es, ein nuanciertes Verständnis von Themen und Zusammenhängen zu vermitteln und dadurch Menschen zu befähigen, informierte Entscheidungen für ihr Leben und die Gesellschaft zu treffen. Mit KI lassen sich dafür Sichtweisen zu Tage fördern, die sonst vielleicht übersehen würden: 

Prompt:

197 Zeichen

Identifiziere und erkläre die verschiedenen Dimensionen und Einflussfaktoren, die bei [Thema] eine Rolle spielen. Stelle dir dabei die Frage: Wer ist noch betroffen – abseits der bekannten Akteure?

Zoomstufen finden

Eine größere Vielfalt an Perspektiven wird auch möglich, indem Jour­nalistinnen und Journalisten auf verschiedene Weise in ein Thema hineinzoomen oder den Zoom erweitern und dadurch unter­schiedliche Ebenen eines Themas beleuchten.  

Auf gesellschaftlicher Ebene kann ein Ereignis oder ein Thema auf der individuellen Ebene (mikro), aus der Perspektive einer Gruppe (meso) oder der Perspektive ganzer Staaten (makro) betrachtet werden.  

Medienschaffende können mit KI zum Beispiel ein Ereignis auf Mikro­ebene – aus Sicht einer einzelnen Person – darstellen oder auf Makroebene – in Bezug auf größere soziale oder politische Struk­turen. Perspektivenreich zu berichten heißt, mehrere Zoomstufen und Blickwinkel gleichzeitig zuzulassen.

Prompt:

179 Zeichen

Betrachte [Thema] aus der Perspektive einer einzelnen betroffenen Person und der gesamten Gesellschaft. Erkläre, wie sich die Ziele dieser beiden Ebenen voneinander unterscheiden.

Der Zoom kann sich auch auf den zeitlichen Rahmen beziehen: Die Berichterstattung über ein aktuelles Ereignis verändert sich, wenn es in den Kontext längerer historischer Linien gestellt wird. Ein zeitlich weiterer Zoom kann helfen, tiefergehende Ursachen und Muster zu erkennen.  

So kann man beispielsweise untersuchen, wie lokale Entscheidungen globale Auswirkungen haben oder wie sich internationale Trends auf individuelle Gemeinschaften auswirken. Ein weiteres Beispiel wäre, ein politisches Ereignis, wie eine Wahl, nicht nur durch das Prisma des Wahltags zu sehen, sondern auch die historischen Entwicklungen und kulturellen Strömungen in den Blick zu nehmen, die zu diesem Punkt geführt haben.

Achtung: Da die KI hier nach konkreten Fakten gefragt wird, sollten diese im Anschluss alle geprüft werden.

Prompt

327 Zeichen

Betrachte die Geschichte von [Ereignis] aus der Perspektive verschiedener Zeiträume, geografischer Standorte und gesellschaftlicher Fokusse. Betrachte die Vorgeschichte des Ereignisses, die Auswirkungen auf lokaler und internationaler Ebene und erkläre diese aus Sicht einzelner Personen, bestimmter Gruppen und ganzer Staaten.

Selbstreflexion

Letztlich kann die KI auch helfen, sich selbst kritisch zu hinterfragen. In dieser Selbstreflexion stellen Journalistinnen und Journalisten ihre eigenen Vorstellungen, Überzeugungen und mögliche Verzerrungen ihrer eigenen Wahrnehmungen auf den Prüfstand. Ziel ist es, die Berichterstattung so objektiv und unvoreingenommen wie möglich zu gestalten.  

Dieser introspektive Ansatz hilft dabei, ein breiteres Spektrum an Sichtweisen zu integrieren und unter anderem den sogenannten Bestätigungsfehler („confirmation bias“) zu vermeiden, bei dem man dazu neigt, Informationen stärker zu gewichten, die die eigenen Ansichten widerspiegeln – und diese dadurch weiter zu verstärken.  

In der Praxis bedeutet Selbstreflexion, dass Medienschaffende aktiv nach Quellen und Perspektiven suchen, die ihre eigenen Annahmen herausfordern. Es geht um das Bewusstsein, dass die eigenen Erfahrungen die Interpretation von Informationen beeinflussen. Die KI kann dabei helfen, indem sie bereits geschriebene Textentwürfe oder Rechercheergebnisse analysiert und auf Perspektivenreichtum überprüft.

Durch die Berücksichtigung dieser Elemente kann ein Prompt die KI effektiv leiten. Die Antworten können dabei unterstützen, journalistische Beiträge zu fördern, die informieren, inspirieren und zur gesellschaftlichen Diskussion anregen. Andererseits ist klar, dass ein solches Vorgehen bestenfalls eine grobe Annäherung leisten kann. Denn Künstliche Intelligenz liefert statistische Stereotype, keine nuancierten Charaktere. Die eigene Vor-Ort-Recherche kann der Chat mit einer KI-Anwendung also nicht ersetzen.

Prompt:

323 Zeichen

Analysiere [den folgenden Text/die folgenden Rechercheergebnisse]. Reflektiere kritisch über mögliche Vorurteile bei der Berichterstattung über [Thema]. Überprüfe, wie Aussagen und Annahmen im Text die Sicht auf das Thema beeinflussen könnten, und suche aktiv nach Informationen und Perspektiven, die diesen entgegenstehen.

Prompts für konstruktive Interviewfragen

Konstruktive Interviewfragen fördern ein tieferes Verständnis der Themen und motivieren sowohl die Interviewten als auch das Publi­kum, mehr über positive Veränderungen und Fortschritte nach­zudenken. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf Verbesserungs­möglich­keiten, Resilienz und erfolgreiche Strategien zur Problem­lösung. Solche Fragen sind speziell darauf ausgerichtet, den am Gespräch Beteiligten und dem Publikum Wege aufzuzeigen, wie aktuelle Her­aus­­forde­rungen überwunden und Erfolge erzielt werden können.

Um konstruktive Interviewfragen zu finden, kann Künstliche Intelli­genz eine bedeutende Rolle spielen, indem sie den Prozess effizien­ter, kreativer und umfassender gestaltet. Den Brainstorming-Prozess für Interviewfragen kann KI unterstützen und so mehr Konstruktivität in die Berichterstattung bringen. Im Folgenden stellen wir die Kern­aspekte von konstruktiven Interviewfragen und Beispiel-Prompts für ein KI-gestütztes Brainstorming zu diesen Fragen vor.

Zukunftsorientierung

Konstruktive Fragen ermutigen dazu, über die gegenwärtige oder  
vergangene Situation hinauszudenken und sich eine bessere Zukunft vorzustellen. Fragen wie: „Was wünschen Sie sich in der gegen­wärtigen Situation?“ oder „Angenommen, das Pro­blem wäre eines Tages plötzlich gelöst, woran würden die Menschen das zuerst im Alltag merken?“ helfen dabei, Visionen und Wün­sche zu arti­ku­lieren, die motivierend wirken können.

Prompt:

282 Zeichen

Erzeuge Fragen, die auf die Vision und die langfristigen Auswirkungen von [Thema] abzielen. Beispielsweise: „Angenommen, die wichtigsten Ziele Ihrer Initiative sind erreicht – wie sieht die Situation in zehn Jahren aus? Was wären die spürbarsten Veränderungen für die Gemeinschaft?“

Lösungsansätze

Statt sich nur auf die Probleme zu konzentrieren, richten konstruktive Fragen den Fokus auf praktische Lösungen und Erfolge. Sie fragen nach bereits realisierten kleinen Verbesserungen und erkunden, was dazu beigetragen hat. Beispiele sind: „War es schon mal ein klein wenig besser? Was war da anders?“ oder „Kennen Sie Beispiele, wo es ein klein bisschen besser läuft? Was wird dort getan?“

Prompt:

225 Zeichen

Generiere Fragen, die darauf abzielen, vergangene oder potenzielle Erfolge zu erkunden. Zum Beispiel: „Können Sie ein Beispiel nennen, bei dem ein ähnliches Problem erfolgreich gelöst wurde, und was können wir daraus lernen?“

Perspektivenreichtum

Durch das Erfragen verschiedener Blickwinkel und das Einholen von Meinungen von Menschen, die direkt von einem Thema betroffen sind, gewährleisten konstruktive Fragen, dass eine Geschichte mehr­dimensional und umfassender erzählt werden kann. KI kann uns helfen, solche Fragen zu generieren.

KI-Prompt:

258 Zeichen

Erstelle Fragen, die dazu ermutigen, die Meinungen und Erfahrungen anderer Betroffener zu berücksichtigen. Zum Beispiel: „Welche anderen Gruppen sind von diesem Thema betroffen und wie unterscheiden sich deren Ansichten und Lösungsansätze von Ihren eigenen?“

Reflexion und Kontextualisierung

Diese Art von Fragen ermuntert dazu, über den eigenen Beitrag zum Status quo und die Möglichkeiten der Veränderung nachzudenken. „In wessen Macht läge es, jetzt und hier oder in Zukunft etwas zu verändern?“ ist ein Beispiel dafür, Interviewte anzuregen, über ihre eigene Rolle und die anderer Akteure in der Situation nachzudenken.

Prompt:

182 Zeichen

Schlage Fragen vor, die zur Selbstreflexion anregen. Zum Beispiel: „Inwiefern haben Ihre eigenen Erfahrungen und der Kontext, in dem Sie arbeiten, Ihre Ansichten zu [Thema] geprägt?“

Von der Stimme zum Text: Transkribieren mit KI

Datenschutz

Gerade für Journalistinnen und Journalisten, die vertrauliche Inter­views führen und die Anonymität ihrer Quellen wahren müssen, ist Datenschutz wichtig. Die Ansätze der Anbieter von Transkriptions­tools variieren allerdings stark. Es lohnt sich, besonders auf die Art der Datenverschlüsselung, die Einhaltung der DSGVO und den Umgang mit Datenlöschungsanfragen zu achten. 

Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung oder die Transport Layer Security (TLS) stehen beispielsweise für eine sichere Übertragung von Daten. Auch Zertifizierungen können Hin­weise auf einen guten Umgang mit sensi­blen Daten bieten. Die ISO 27001 zum Beispiel ist eine inter­national anerkannte Norm, die die Anforderungen für ein Infor­ma­tions­­sicher­­heits­manage­ment­system (ISMS) festlegt.

Die Wahl des Speicherortes der Daten ist ebenfalls entscheidend, da zum Beispiel europäische Server der DSGVO unterliegen, während US-Server anderen Regularien folgen. Beispielsweise speichern Tools wie Amberscript oder F4X ihre Daten auf Servern in Europa, was sie an die strengen Anfor­de­rungen der DSGVO bindet. Auf­fällig ist auch, dass Anbieter, die sich für Daten­sicher­heit einsetzen, häufig am transparentesten mit ihren Daten­schutz­bedingungen umgehen. 

Die Kosten für Transkriptionstools variieren und können Abon­ne­ment- oder Pay-per-Use-Modelle umfassen. Viele Hersteller bieten eine kostenlose Basisversion an, die für gelegentliche Nutzung ausreichend sein kann. Je nach Anbieter und dem Um­fang des ent­haltenen Zeitkontingents bewegen sich die monatlichen Kosten eines Abonnements zwischen fünf und 60 Euro.

ChatGPT konstruktiv tunen

Nutzende von ChatGPT können den Chatbot auf die eigenen Bedürfnisse anpassen oder auch für bestimmte Aufgaben trainieren. Technisch gesehen gibt es dafür zwei Möglichkeiten: ChatGPT indivi­duell zu konfigurieren oder einen eigenen GPT zu erstellen. Wir erläu­tern die grund­sätzliche Funktionsweise anhand der aktuellen Möglich­keiten, die OpenAI bietet, wohl wissend, dass dies eine Momentaufnahme ist. Details können sich ändern.

Individuelle Einstellungen

Über die Funktion „ChatGPT individuell konfigurieren“ in den Ein­stel­lungen kann das Tool an unsere Bedürfnisse ange­passt werden. Dort kann zum Beispiel hinterlegt werden, was das Tool wissen muss, so dass nicht regelmäßig die gleichen Informationen mit der KI geteilt werden müssen.

Dort kann beispiels­weise stehen, dass der Nutzende des Accounts Journalist ist und konstruktiv jour­na­listisch arbeitet. Ebenfalls kann dort festgelegt werden, wie ChatGPT reagieren soll. Zum Beispiel indem die KI angewiesen wird, immer konstruktiv und mit Lösungsansätzen zu argumentieren. Diese Funktion ist sowohl in der kostenlosen als auch in der kostenpflichtigen Version verfügbar. Hat man die individuellen Einstellungen einmal vorgenommen, gelten sie von da an grundsätzlich für sämtliche Anfragen, die man über den entsprechenden Account stellt. 

Einen eigenen Bot bauen

Die zweite Option ist das Training einer Version von ChatGPT für einen konkreten Zweck. Dabei wird ein eigener GPT-Bot für eine bestimmte Aufgabe trainiert. Anders als bei den individuellen Einstellungen nutzt man die Voreinstellungen über einen GPT gezielt bei Bedarf.  

Über den GPT-Store von Open AI können alle Nutzenden auf alle GPTs zugreifen, die von Nutzenden erstellt und für den Store freigegeben wurden. Einen GPT erstellen können nur diejenigen, die über die kostenpflichtige Plus-Version verfügen. 

Für das Erstellen eines GPT bieten sich verschiedene Szenarien an: Man kann ihn für sich persönlich, für das eigene Team oder aber für die breite Öffentlichkeit entwickeln. Ein eigener GPT kann dann im Alltag von Medienschaffenden als Sparringspartner dienen. Ein mög­licher Anwendungsbereich ist das Finden von konstruktiven Ideen. 

Um einen GPT für den gewünschten Einsatzzweck zu nutzen, muss man den Chatbot zunächst trainieren. Das funktioniert, indem man dem GPT schriftliche Anweisungen gibt. Dieser program­miert sich dann entsprechend selbst. Um diesen Prozess zu starten, füttert man ihn mit Informationen, Anweisungen und Hinweisen, die er berücksichtigen soll. Das kann über ein direktes Prompting geschehen oder auch über das Hochladen von relevanten Dokumenten. Es bietet sich ein Training in mehreren Runden an, bei dem man auch immer wieder den Chatbot zu zentralen Aspekten befragt. Ergeben sich unpassende Antworten, lässt sich das über weitere Eingaben feintunen. 

Definition des Einsatzzwecks

Zur konstruktiven Nutzung eines eigenen GPT muss zunächst klar definiert werden, dass der GPT darauf trainiert werden soll, lösungs­orientierte Ansätze zu finden, vielfältige Perspektiven darzustellen und den konstruktiven Dialog zu fördern. Diese Ziele müssen in den Anweisungen und Trainingsdaten klar benannt werden. 

Du bist ein GPT, der Medienschaffenden bei der Findung und Ausarbeitung von konstruktiven Ideen helfen soll. Dein Ziel ist es, lösungsorientierte Ansätze zu finden, vielfältige Perspektiven darzustellen und konstruktiven Dialog zu fördern.

Bereitstellung von Trainingsdaten

Anschließend muss ein GPT mit Informationen gefüttert werden, die als Grundlage für seine späteren Antworten dienen. Für einen konstruktiven GPT bietet es sich an, grundlegende Leitlinien des konstruktiven Journalismus als PDF- oder Word-Datei hochzuladen. Diese Informationen umfassen die wichtigsten Elemente des kons­truktiven Journalismus: Lösungsfokus, Perspektivenreichtum und konstruktiver Dialog.

Anbei findest du ein ausführliches Dokument zu den Leitlinien des konstruktiven Journalismus. Nutze diese Informationen als Grundlage für jede deiner Antworten.

Erstellung von spezifischen Anweisungen

Nun müssen Anweisungen formuliert werden, die den GPT dazu anleiten, lösungsorientierte Ansätze zu priorisieren, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und den Dialog zu fördern. Auch muss festgelegt werden, wie der GPT auf Anfragen reagiert: Duzt er die Nutzenden? Gibt er Antworten als Fließtext oder Tabelle?

Jede deiner Antworten priorisiert lösungsorientierte Ansätze, berücksichtigt verschiedene Perspektiven und fördert den Dialog. Gib deine Antworten in dem Format, das für die Anfrage am besten geeignet ist. Du duzt deine Nutzenden

Kontinuierliches Feintuning

Durch kontinuierliches Feedback und Anpassungen wird sicherge­stellt, dass der GPT konsistente und relevante Vorschläge für die journalistische Praxis liefert. Dies wird durch mehrstufige Trainings­runden erreicht, bei denen der GPT immer wieder zu zentralen Aspekten befragt – und bei unpassenden Antworten – entsprechend feingetuned wird.

Manchmal gibst du Antworten, die sich nicht auf die grundlegenden Informationen zum konstruktiven Journalismus berufen. Nutze diese bereitgestellten Informationen für jede deiner Antworten.

Die Anpassung eines GPT für den konstruktiven Journalismus bietet zahlreiche Vorteile, darunter die Möglichkeit, effizienter und ziel­gerichteter zu arbeiten, sowie die Unterstützung bei der Identi­fi­zie­rung und Darstellung von Lösungen und positiven Entwick­lungen. Herausforderungen bestehen in der kontinuierlichen Überwachung und Anpassung des GPT, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse den gewünschten Qualitätsstandards entsprechen und keine Ver­zer­run­gen enthalten.

Kann KI synthetische Inhalte erkennen?

Wurde ein Text von einem Menschen verfasst oder von einer KI generiert? Wenn es eine KI war, stellt sich unter anderem die Frage: Wurde der Text womöglich nachträglich von einer anderen KI bearbeitet, um mensch­licher zu wirken? Das erscheint wie ein großer digitaler Maskenball der Infor­ma­tio­nen. Für Journalistinnen und Journa­listen wird es zunehmend schwieriger, heraus­zu­finden, woher ein Text kommt. KI-Detek­toren versprechen hier Abhilfe. Aber kann ausgerechnet KI zuverlässig dabei unter­stützen, KI-genierte Inhalte zu erkennen? 

KI-Detektoren sind spezialisierte Algo­rith­men, die darauf trainiert sind, künstlich erzeugte Inhalte zu erkennen. Sie nutzen eine Viel­zahl von Techniken, um zwischen von KI generierten und von Menschen geschriebenen Texten zu differenzieren. Diese Techniken demas­kieren die KI-erzeug­ten Inhalte, indem sie einzigartige Muster oder „Fingerabdrücke“ identifizieren, die diese von menschlichen Beiträgen unter­scheiden.

Indikator Gleichmäßigkeit

Dabei helfen Faktoren wie die Lesbarkeit, die Zeichensetzung, aber auch die Verwendung bestimmter Wörter und Phrasen. Ein weiterer Aspekt ist, wie stark sich die Struktur der Sätze in einem Dokument ähnelt. In KI-gene­rierten Texten sind Wörter oder Formu­lie­rungen häufig gleichmäßig verteilt. Dadurch wird der Text vorhersehbarer. Genau diese Vorhersehbarkeit eines Textes ist für die KI-Detektoren ein zentraler Indikator dafür, dass ein Text künstlich generiert wurde. 

Neben diesen Analysemethoden untersuchen KI-Detektoren auch den Kontext, indem sie Schreibstil und Konsistenz eines Textes betrachten. Ein markantes Beispiel dafür ist die stilometrische Untersuchung von Beiträgen der Gruppe QAnon, die unter anderem im Internet Verschwörungsmythen verbreitet. Durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz konnten Forscher vor einiger Zeit den Schreib­stil analysieren und so poten­zielle Urheber bestimmter Ver­schwö­­rungs­­mythen identifizieren. KI-basierte Stil­analysen ermöglichen es also auch, Auto­rinnen oder Autoren hinter Pseudo­ny­men zu enttarnen.  

Darüber hinaus setzen manche KI-Detektoren auf vorab trainierte Sprachmodelle und bewerten die Wahrscheinlichkeit, dass ein Inhalt von einer KI erzeugt wurde, danach, ob er ähnliche Merkmale aufweist wie die Inhalte, die das Sprachmodell selbst generiert. 

Eine dritte Gruppe von KI-Detektoren, die ebenfalls auf Sprach­modellen basiert, wird speziell auf das Erkennen von synthetischen Texten trainiert. Diese Anwendungen lernen, mit Datensätzen, die sowohl von Menschen geschriebene als auch synthetische Texte enthalten, die Unterschiede zu erkennen und zu bestimmen, ob der Inhalt KI-generiert ist oder von einem Menschen stammt.

Viele Ungenauigkeiten

Trotz ihrer fortgeschrittenen Technologie stoßen KI-Detektoren jedoch schnell an ihre Leistungsgrenzen. So entfernte OpenAI im Juli 2023 das eigene ChatGPT-Erkennungstool AI-Classifier auf­grund „seiner geringen Genauigkeit“ von seiner Webseite. Diese Ent­schei­dung spiegelt ein komplexeres Pro­blem wider, das auch in neueren Studien erkenn­bar wird. So zeigte eine im Dezember 2023 veröffent­lichte Untersuchung zur Genau­ig­keit von 14 Detektionstools für KI-generierte Texte, dass fast jeder fünfte Text unerkannt blieb (vgl. Weber-Wulff et al. 2023). 

Die möglichen Gründe für diese Ungenauig­keiten sind vielfältig. So haben KI-Detektoren oft Schwierigkeiten, mit neuen Schreib­­­stilen und Techniken Schritt zu hal­ten. Ein Mangel an Trainings­daten kann eben­­falls zu Problemen führen – vor allem bei Texten, die nicht auf Englisch verfasst sind.  

Eine zusätzliche Herausforderung für die Erkennung von synthe­tischen Inhalten stel­len Tools dar, die KI-generierte Texte so ver­feinern, dass sie menschliche Schreib­fehler imitieren oder Schreib­stile vari­ie­ren.  
Damit fügen diese sogenannten „Humanizer-Tools“ auf unserem digitalen Masken­ball der Maskerade also eine weitere täuschende Maske hinzu. 

So bleibt die Erkenntnis, dass KI-Detek­to­ren ein nützliches, aber bei weitem nicht fehler­freies Instrument für Medien­schaf­fende bei der Erkennung von künstlich gene­rierten Medieninhalten sein können. Selbst die raffi­niertesten Detektoren können nur die Masken erken­nen, die sie gelernt haben zu sehen.

Deep Fakes auf der Spur

Neben der Detektion von KI-generierten Tex­ten spielen auch Techno­logien zur Erkennung von Deep Fakes eine große Rolle. Denn Deep Fakes stellen für die Gesellschaft eine besondere Gefahr dar: Manipulierte Videos und Fotos können die öffentliche Meinung stark beeinflussen. Fortgeschrittene KI-Detektoren, die Unstimmigkeiten in Bildern und Tönen erkennen, können daher hilf­reiche Werkzeuge für Journalistinnen und Journalisten sein, um Desinformation zu verhindern und die Integrität ihrer Bericht­erstattung zu wahren.

Diese Art der KI-Detektoren analysiert Merk­male wie Gesichts­aus­drücke und Lippen­bewegungen. Obwohl diese Techniken immer weiter­entwickelt werden, bleibt die Heraus­forderung bestehen – denn auch Deep Fakes werden stetig realistischer und schwieriger zu identifizieren.

Konstruktiver KI-Kompass

Künstliche Intelligenz verstehen und nutzen, um die eigene journalistische Arbeit konstruktiver zu machen – das bietet der Konstruktive KI-Kompass.

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