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10 Ratschläge für besseren Klimajournalismus

Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme der Welt, und die Frage, wie man am besten darüber berichtet, ist eine der größten Herausforderungen für den Journalismus. Das Bonn Institute freut sich, einen Artikel des ehemaligen Constructive Institute-Stipendiaten und Wissenschaftsjournalisten Kristoffer Frøkjær mit Ihnen teilen zu können, in dem es um Ansätze geht, wie die Branche die Nachfrage der Nachrichtenkonsumenten in der Klimaberichterstattung besser befriedigen kann.

Drei Fahrradfahrer fahren am Nyhavn in Kopenhagen entlang
Nyhavn in Kopenhagen

Eine gute Nachricht: Die Skepsis der frühen 2000er Jahre gegenüber dem Klimajournalismus ist dem heutigen Konsens gewichen, dass der Klimawandel ein wichtiges Thema ist, das eine ernsthafte, engagierte und gut informierte Berichterstattung erfordert.

Der Klimajournalismus hat sich jedoch kaum weiterentwickelt; er basiert immer noch weitgehend auf journalistischen Formeln wie Konflikt, Drama und Häufigkeit, wobei Katastrophen und Weltuntergangsprophezeiungen von Fotos von Stürmen, Überschwemmungen, Hitzewellen und Menschen auf der Flucht begleitet werden. Diese Darstellung mag den Lesern, Zuhörern und Zuschauern das Gefühl vermitteln, dass der Klimawandel wichtig ist, aber sie kann auch ein erdrückendes Gefühl der Entmachtung und Hoffnungslosigkeit hinterlassen, und folglich ein Gefühl von "warum sich überhaupt engagieren".

Da Nutzer von der Frage "Ist das wirklich wahr?" zur Frage "Was können wir jetzt tun?" übergegangen sind, haben sich ihre Wünsche hinsichtlich der Berichterstattung geändert. Sie verlangen Wege und Lösungen, die zeigen, wie wir uns für die Lösung von Klimaproblemen engagieren können. Der Klimajournalismus muss dabei mithalten. Glücklicherweise kann die Klimaberichterstattung durch kleine Veränderungen verbessert werden, indem sie besser auf das öffentliche Problembewusstsein abgestimmt wird und Informationen auf die bestmögliche Art und Weise bereitgestellt werden, damit sich die Menschen eine eigene Meinung bilden können.

Hier ist ein Ausgangspunkt: 10 gute Ratschläge, damit mehr Menschen Klimajournalismus lesen, sehen und hören.


1. Sprechen Sie über Lösungen für konkrete Klimaprobleme, um
Klimanachrichtenmüdigkeit zu vermeiden. Hat jemand das Problem, über das Sie berichten, oder etwas Ähnliches gelöst? Und wie?

2. Der Klimawandel kann vielen Menschen weit weg erscheinen. Erzählen Sie Klimageschichten aus Ihrem lokalen Umfeld, um Ihre Geschichte greifbarer zu machen. Nutzen Sie diese, um das größere Bild vorzustellen: die globalen Folgen des Klimawandels.

3. Decken Sie Nuancen auf, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen und eine Polarisierung zu vermeiden. Nur wenige Menschen glauben, dass die Welt nur schwarz und weiß ist.

4. Verbinden Sie Ihre Geschichte mit dem täglichen Leben der Menschen.

5. Verwenden Sie eine sanfte Sprache und Bildsprache. Es wird angenommen, dass Alarmismus in Bildern und Sprache das Publikum desensibilisiert. Eine aufgeladene Sprache, Wörter wie "Notfall", "Tod", "Untergang" oder "Katastrophe" können zu Nachrichtenmüdigkeit führen und die Menschen davon abhalten, zu lesen, zu schauen und sich zu engagieren.

6. Überlegen Sie, inwieweit Ihre Klimaberichterstattung "aktivistisch" erscheinen könnte. Die Grenzen zwischen Aktivismus und Journalismus können fließend sein. Aber wenn Ihr Journalismus das klare und offensichtliche Ziel verfolgt, den Leser, Zuhörer oder Zuschauer zu einer bestimmten Denk- oder Handlungsweise zu bewegen - anstatt ihn nur zu informieren -, könnte er an Glaubwürdigkeit verlieren.

7. Seien Sie transparent, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Geben Sie Ressourcen weiter und verlinken Sie direkt auf verlässliche wissenschaftliche Quellen statt auf andere Nachrichtenkanäle oder NGO-/Think-Tank-Papiere.

8. Seien Sie sich darüber im Klaren, welches Wissen wissenschaftlich gesichert ist und welches weniger gesichert ist. Wie aktuell ist das Wissen? Wie viele wissenschaftliche Artikel gibt es zu diesem Thema? Wurden sie von Fachkollegen begutachtet? Hat der Wissenschaftler, der sich äußert, auf dem Gebiet geforscht, zu dem er sich äußert?

9. Seien Sie sich der zeitlichen Abläufe Ihrer Berichterstattung bewusst. Es ist schwierig, etwas zu verstehen, das erst in 30 Jahren passieren wird. Wenn Sie eine Geschichte aus der Gegenwart oder der nahen Zukunft erzählen, können Sie diese psychologische Distanz überwinden.

10. Denken Sie sorgfältig über Bildmaterial nach. Eine Geschichte kann durch die Verwendung von Bildern, die den Kern Ihrer Geschichte direkt und ohne Zuckerguss darstellen, noch stärker werden. Dramatische, reißerische, ängstliche oder schockierende Bilder ziehen zwar die Aufmerksamkeit auf sich, können aber auch ein Gefühl der persönlichen Entmachtung und der Klimanachrichtenmüdigkeit hervorrufen.

Dieser Text ist eine gekürzte Fassung eines Artikels von Kristoffer Frøkjær. Die Vorschläge beruhen auf Berichten, wissenschaftlichen Arbeiten und Beispielen aus der Praxis. Um das gesamte Paper zu lesen und die Quellen und journalistischen Beispiele einzusehen, wenden Sie sich
bitte an den Autor.

Kristoffer Frøkjær

Kristoffer Frøkjær

Wissenschaftsjournalist

Seit mehr als 20 Jahren ist Kristoffer Frøkjær bestrebt, dem dänischen Publikum durch Schreiben, Fernsehen und Radio die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zu vermitteln. Er war 10 Jahre lang als Redakteur und Radiomoderator beim Dänischen Rundfunk (DR) tätig. Außerdem hat er mehrere digitale Plattformen wie Videnskab.dk und Sciencereport.dk mitgestaltet, an der Universität Kopenhagen Vorlesungen über Wissenschaft und Medien gehalten und mehrere Bücher im Bereich der Populärwissenschaft geschrieben.

Von 2021-22 war Frøkjær Stipendiat am Constructive Institute. In dieser Zeit untersuchte er, wie konstruktiver Journalismus, Forschung und Fakten zusammengeführt werden können, um den Bürgern eine besser informierte Entscheidungsfindung in Bezug auf den Klimawandel zu ermöglichen.

kf@construcktiveinstitute.org

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